Her mit den Maschinen – Für eine menschliche Medizin

Maschinen in der Humanmedizin

„Ich möchte nicht meinen Finger in eine Diagnosemaschine stecken, um dann auf dem Display zu lesen, dass ich Krebs habe

Diesen Fetzen einer Unterhaltung habe ich letztens auf einem Gesundheitskongress mitbekommen. Die Aussage hat mich nicht mehr losgelassen. Immer wieder sah ich vor meinem geistigen Auge den Zeigefinger in einem Kasten und in LED Schrift die fatale Diagnose.

Wenn es so kommen würde, wäre das wirklich eine unmenschliche Entwicklung. Warum haben wir solche Assoziationen?

Der digitale Fortschritt in der Medizin hält für uns viele positive Aspekte bereit aber die Komplexität macht uns auch Angst.

Wer Blade Runner oder Minority Report gesehen hat, kennt düstere Visionen von Welten, die von Maschinen regiert werden. Sind das jetzt nur blühende Phantasien von genialen Drehbuchautoren oder realistische Ausblicke auf unsere Zukunft?

Das kann keiner voraussagen aber ich bin der festen Überzeugung, dass die Maschinen mehr und mehr unsere Routinearbeiten übernehmen und uns damit das Leben erleichtern. Sie werden aber immer ein Produkt unserer Programmierarbeit bleiben.

Es findet ein immenser gesellschaftlicher Wandel statt und die unglaubliche Geschwindigkeit der Entwicklung macht sie für uns mysteriös. Die vorhandenen Daten erreichen Größenordnungen, die unsere Vorstellungskraft weit übersteigen. War für uns Gigabyte bisher eine Maßeinheit, die uns noch durch Computerleistung einigermaßen vertraut war, müssen wir uns nun an Einheiten wie Tera-, Peta- und Brontobyte (eine Zahl mit 27 Nullen) gewöhnen.

Mit der Datenmenge, die künstliche Intelligenzen speichern und antreiben, kann das menschliche Gehirn sicher nicht mithalten. Der Funke einer Idee oder ungewöhnlichen Assoziationen sind allerdings Fähigkeiten, die nur Menschen haben. Damit sollten wir selbstbewusst umgehen und technische Hilfen da nutzen, wo sie für uns Vorgänge sicherer, einfacher oder schneller machen.

Wo also ist derzeit im medizinischen Alltag großer Bedarf Vorgänge zu optimieren?

Die Bevölkerungsbefragung 2019 von PWC zeigt, dass die größte Unzufriedenheit der Patienten nicht etwa bei Themen ist, die mit der Heilkunst der Ärzte direkt zu tun haben. 40% beklagen, dass die Ärzte zu wenig Zeit haben. Das deutsche Ärzteblatt veröffentlichte letztens eine Erhebung in der sich jeder vierte Arzt über zu wenig Zeit für sein Patienten beklagt. Was für eine verblüffende Gemeinsamkeit. Wenn beide Parteien das gleiche Problem haben, ist die Digitalisierung doch eine wunderbare Möglichkeit nach Lösungen zu suchen. Das muss ja nicht gleich der große Wurf sein. In heutigen Zeiten heißt ohnehin die Devise: „Think big but start small and cheap“.

Da kann man über digitale Hilfsmittel nachdenken, die schon heute leicht verfügbar sind und einen gemeinsamen Bedarf einfach decken könnten. Wie wäre es, mit Anamnesebögen auf IPad, die der Patient schon im Wartezimmer ausfüllt. Kommt er dann zum Arzt, hat dieser schon wichtige Informationen vorliegen und kann sich auf die persönliche Beratung konzentrieren.

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