Fachliche und organisatorische Weiterentwicklung von Arztgruppen

Claudia Diermann

Der Hausarzt ist der erste und wichtigste Ansprechpartner, wenn es um die gesundheitliche Primärversorgung der Familie geht. Hier werden im Gegensatz zur fachärztlichen Betreuung, die meist für den Zeitraum einer bestimmten Erkrankung besteht, oft jahrzehntelange Beziehungen aufgebaut. Deshalb ist bei dieser Arztgruppe eine stetige fachliche und organisatorische Weiterentwicklung besonders wichtig. Ich darf als Berater und Moderator ein spannendes Zukunftsprojekt des Hausärzteverbandes Westfalen – Lippe begleiten. Über die Hintergründe der Initiative sprach ich mit Anke Richter Scheer (1. Vorsitzende) und Claudia Diermann (Geschäftsführerin)

10 Fragen an Claudia Diermann und Anke Richter-Scheer

1. Beschreiben Sie kurz die wichtigsten Aufgaben des HÄV? (Anke Richter-Scheer)

Der Hausärzteverband Westfalen-Lippe e.V. ist ein Zusammenschluss und die Interessenvertretung hausärztlich tätiger Ärztinnen und Ärzte in Westfalen-Lippe und der drittgrößte der 17 Landesverbände des Deutschen Hausärzteverbandes. Die Aufgaben des Hausärzteverbandes sind die Stärkung der Hausarztpraxis als Mittelpunkt der medizinischen Versorgung, eine faire Vergütung für Hausärztinnen und Hausärzte zu erreichen, den hausärztlichen Nachwuchses zu fördern, die flächendeckende Sicherung einer wohnortnahen und qualitativ hochwertigen hausärztlichen Versorgung auch in der Zukunft zu erreichen und natürlich der Bürokratieabbau in den hausärztlichen Praxen

2. Wo sehen Sie in 2021 die größten Herausforderungen für den Hausarzt? (Anke Richter-Scheer)

Zumindest jetzt zu Beginn des Jahres ist durch die Corona-Pandemie die größte Herausforderung, die Patientenversorgung zu sichern. Die Patientenbehandlungen in den Hausarztpraxen sind rückläufig. Hier werden wir uns als Verband weiter für eine umsetzbare Digitalisierung in den Praxen einsetzen. Die nächste Herausforderung – hat wenig mit digitaler Medizin zu tun – wird sein, das Impfen in die Hausarztpraxen zurückzuführen. Dazu gehört aber ein Impfstoff, der in der Zubereitung händelbar ist. Eine bleibende Herausforderung auch in 2021 ist die Nachwuchssicherung, um älteren Kollegen die Möglichkeit zu geben, ihre Praxen an jüngere Kollegen abzugeben und damit die Patientenversorgung vor Ort zu sichern. Das geht aber auch nur, wenn die ältere Praxis sich der digitalen Strukturen bedient, also werden wir gerade auch hier als Verband unterstützen.

3. Sie haben im HÄV die Initiative „Arbeitswelten für Hausärzte“ gestartet. Was ist das Ziel dieser Initiative? (Claudia Diermann)

Wir möchten als Hausärzteverband gemeinsam mit den Hausärzten die Arbeitswelten von Morgen in den Hausarztpraxen mitgestalten und die Hausärztinnen und Hausärzte unterstützen, begleiten und entlasten.

Claudia Diermann
Claudia Diermann

4. Wie ist der aktuelle Stand dieser Initiative? (Claudia Diermann)

Wir konnten bereits zwei sehr erfolgreiche, gemeinsame Workshops durchführen, in denen eine Fülle an innovativen Ideen erarbeitet wurden. Für den Hausärzteverband ist es wichtig, den Bedarf und die Wünsche der Hausärztinnen und Hausärzte zu kennen. Zusätzlich haben wir auch viele Ideen und Lösungsansätze als Vorschlag mitnehmen können. Daraus sind bereits Service- und Dienstleistungsangebote im Hausärzteverband entstanden, die nun von allen Hausärztinnen und Hausärzten in Anspruch genommen werden können.

5. Wie innovationsfreudig sind deutsche Hausärzte? (Claudia Diermann)

Die Hausärztinnen und Hausärzte sind grundsätzlich innovationsfreudig. Neuerungen, zukunftsweisende Lösungen und arbeitserleichternde Dinge müssen praktikabel sein und sich in den Ablauf in der Hausarztpraxis integrieren lassen.

6. Wie gut werden Ärzte in Deutschland auf Digitalisierung vorbereitet? (Claudia Diermann)

Nennen wir das einmal suboptimal. Das Wichtigste ist eine gut funktionierende Infrastruktur. Das ist die Basis einer jeden Digitalisierung. Deutschland liegt bezüglich der Breitbandverfügbarkeit und des schnellen Internets im Vergleich zu anderen Ländern auf den hinteren Plätzen.

7. Der heutige Hausarzt verbringt fast ein Drittel seiner Tätigkeit mit administrativen Aufgaben. Ist da Digitalisierung Fluch oder Segen? (Claudia Diermann)

Auf jeden Fall ein Segen, vorausgesetzt sie funktioniert. Je nach System sind deutliche Zeiteinsparungen zu erreichen.

8. Welche Organisationsformen der ärztlichen Praxis haben für Sie das größte Zukunftspotenzial? (Anke Richter-Scheer)

Das sind verschiedene und ist stark regional und von persönlichen Präferenzen abhängig. Das kann die Niederlassung in einer Einzelpraxis sein. Vorteilhaft ist sicherlich die Organisation in einer Berufsausübungsgemeinschaft, in der sich mehrere Hausärztinnen und Hausärzte unterstützen und vertreten können. Grundsätzlich ist wichtig, die Freiberuflichkeit der Ärzte zu erhalten.

9. Wird aus Ihrer Sicht die Medizin durch Digitalisierung unmenschlich? (Anke Richter-Scheer)

Ganz im Gegenteil. Wenn es uns gelingt, mit gut funktionierender Digitalisierung Praxisabläufe zu optimieren und zu verschlanken, Bürokratie abzubauen und Zeit zu sparen, kommt das immer den Hausärztinnen und Hausärzten zugute, da sie sich in Ruhe ihren Patienten widmen und ihnen Zeit und die nötige Aufmerksamt schenken können.

Anke Richter-Scheer
Anke Richter-Scheer

10. Hausarzt ist ein Beruf mit Zukunft, weil…(Anke Richter-Scheer)

  • …der Hausarzt über eine hohe fachliche und menschliche Kompetenz verfügt
  • …er der erste Ansprechpartner für Patienten und ihre Familien ist und diese über Generationen betreut
  • …die Komplexität der medizinischen Versorgung mit all ihren heutigen Möglichkeiten schafft jeden Tag aufs Neue Situationen, die den Beruf des Hausarztes einzigartig und besonders machen

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Herzlichst Ihr Gerd Wirtz
www.facebook.com/Dr.Gerd.Wirtz

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