Warum sollte ein Arzt Social Media nutzen?
Nach wie vor sind viele Ärzte skeptisch, wenn es um die Neuausrichtung ihrer Kommunikation mithilfe von sozialen Medien wie Facebook oder Instagram geht. Ein Grund hierfür ist die erwartete Komplexität der Spielregeln für Marketing im Bereich des Gesundheitswesens. Allerdings ist diese Sorge im Grunde wenig angebracht, denn soziale Medien bieten zahlreiche Möglichkeiten, um mit guten Inhalten zu überzeugen, ohne dabei klassische Werbung bemühen zu müssen. Verfolgt man von Anfang an eine sinnvolle Strategie bei der Neuausrichtung, lässt sich mithilfe von Social Media zusätzliche Nähe zu den Patienten herstellen.
Was ist eigentlich unter sozialen Medien zu verstehen?
Unter dem Begriff soziale Medien sind digitale Medien sowie neue Techniken zusammengefasst, die es Menschen erlauben, sich miteinander zu vernetzen sowie mediale Inhalte herzustellen. Der Ausdruck „sozial“ lässt bereits vermuten, dass hierbei ein Austausch stattfindet.
Ärzte immer mehr in Konkurrenz zu digitalen Gesundheitsangeboten
Mittlerweile verfügt der Großteil an Arztpraxen über eine eigene Webseite, auf der sich zahlreiche Informationen rund um die Praxis finden lassen. Jedoch hat sich der Anspruch der Patienten hinsichtlich medizinischer Inhalte und Informationen in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Mund-zu-Mund-Empfehlungen von Bekannten und Freunden sowie anderen Patienten sind das eine, das andere ist ein breites Angebot an Gesundheitsangeboten über verschiedene Webportale und Apps. Ärzte befinden sich in Konkurrenz zu digitalen Gesundheitsangeboten, die beispielsweise in Form von Videosprechstunden oder durch Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden. Beim Besuch in der Praxis bedeutet die Diagnose für den Patienten dann häufig lediglich eine Zweitmeinung, um die erste virtuelle Diagnose abzusichern. Die beste Strategie für einen Arzt ist es daher, seinerseits seine Angebote in der Onlinewelt zu kommunizieren und diese zu nutzen, um Patienten aufzuklären und einen virtuellen Erstkontakt vor dem Patientenbesuch in der Praxis zu knüpfen.
Warum sollten Ärzte mehr Social Media Marketing nutzen?
Vielleicht stellen Sie sich die Frage, welchen Effekt die Nutzung von sozialen Medien für Ihren beruflichen Alltag als Arzt haben kann. Hierfür gibt es vor allem die beiden nachfolgend genannten Gründe.
Soziale Medien sind ein beliebter Treffpunkt und Informationsquelle
In den sozialen Medien tummeln sich immer mehr Menschen – also auch (potentielle) Patienten – und besorgen sich ihre Informationen bei Instagram, Facebook oder Twitter. Laut dem Statistischen Bundesamt haben 55 Prozent der Deutschen im ersten Quartal 2020 Social Media Kanäle für ihre alltägliche Kommunikation genutzt. 38 Millionen Bundesbürger haben im Januar 2020 soziale Medien verwendet, wie aus einer Studie von Digital 2020 hervorgeht. Besonders beliebt waren soziale Medien in diesem Zusammenhang bei der Zielgruppe der 16- bis 24-Jährigen (89 Prozent) sowie bei den 25- bis 44-Jährigen (73 Prozent).
Grundsätzlich müssen soziale Medien als zentraler Bestandteil des heutigen Internets bezeichnet werden. Laut der Studie verbringt ein Nutzer täglich im Schnitt etwa 80 Minuten in sozialen Medien und besitzt Profile auf sechs unterschiedlichen Plattformen. Die Nutzung sozialer Medien ist dabei sowohl bei Männern als auch bei Frauen gleichermaßen beliebt.
Schnelle Überprüfbarkeit der definierten Ziele
Ein weiterer guter Grund, der für Marketing in sozialen Medien spricht, ist die eindeutige Messbarkeit der Ergebnisse. Hat man als Arzt beispielsweise das Ziel, mit eigenen Beiträgen 1.000 Menschen bei Facebook zu erreichen, lässt sich dies mit einem einzigen Blick überprüfen. Dasselbe hat natürlich für Follower bei Twitter und Instagram sowie Abonnenten bei YouTube Gültigkeit. Somit lassen sich eigene Zielvorgaben schnell überprüfen und Strategien entsprechend anpassen, ohne sich dabei ständig die Frage zu stellen, ob man tatsächlich jemanden erreichen konnte und ob sich die investierte Zeit gelohnt hat.
Vertrauen durch persönliche Inhalte schaffen
Eine der wichtigsten Dinge, die sich Patienten von ihrem Arzt wünschen, ist eine solide Vertrauensbasis. Vertrauen lässt sich durch Kompetenz, aber auch durch Nähe schaffen. Solche Nähe können Sie Ihren Patienten bieten, indem Sie ihnen einen Einblick in den beruflichen Alltag eines Arztes bzw. einer Arztpraxis geben. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, dass Sie belebte Bilder von Ihren Praxisräumen in den sozialen Medien posten oder auch mal einen Schnappschuss aus dem Sozialraum bei der gemeinsamen Pause mit Ihrem Praxisteam. Erlauben Sie Ihren Patienten einmal einen spannenden Blick hinter die Kulissen, abseits vom Behandlungszimmer und der Rezeption.
Ehe es mit Social Media Marketing losgeht: Eine solide und realistische Zielsetzung aufstellen
Unabhängig davon, welche Plattform im Bereich der sozialen Medien Sie für Ihren beruflichen Alltag als Arzt verwenden möchten, sollten Sie sich realistische Ziele setzen. Die genaue Zielsetzung ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig. Am besten setzen Sie sich im Vorfeld mit folgenden Fragen auseinander:
- Was möchte ich und was kann ich erreichen?
- Stehen mir ausreichend zeitliche und auch personelle Ressourcen zur Verfügung, um meinen Auftritt in den sozialen Medien konsequent und regelmäßig zu pflegen?
- Wie gehe ich mit negativen Kommentaren sowie mit Kritik um?
Vor dem Start überlegen Sie sich zusätzlich, wen Sie mit Ihrer Aktivität in den sozialen Medien erreichen möchten. Dies hat dann auch Einfluss auf die Wahl der verwendeten Plattform. Sie können natürlich gemeinsam mit einer Agentur eine erfolgreiche Social Media Strategie entwerfen. Jedoch kostest dies Geld und auch Zeit, denn die Inhalte für die Kommunikation müssen schließlich von Ihnen stammen. Abhängig von Ihrer Affinität hinsichtlich sozialer Medien und der Praxisgröße können Sie sich in Sachen soziale Medien auch selbst etwas ausprobieren. Auf jeden Fall sollten Sie auf einen authentischen Auftritt achten, da Authentizität eine wichtige Grundlage für die Schaffung von Vertrauen ist.
Ein Überblick über die bekanntesten Portale und Webseiten in Sachen Social Media
Facebook, Instagram und Twitter sind in Deutschland die bekanntesten und zugleich am häufigsten genutzten Plattformen im Bereich der sozialen Medien. Obwohl YouTube als Streamingdienst angefangen hat, ist es aufgrund neuer Funktionen mehr und mehr zu einem sozialen Netzwerk geworden. Nach wie vor liegt der Schwerpunkt bei YouTube jedoch auf Videos. Dasselbe gilt für das sich im Aufwind befindende Portal Tiktok. Kennen sollten Sie darüber hinaus auch Pinterest und Reddit. Ebenfalls in den Bereich der sozialen Medien sind die Messengerdienste WhatsApp sowie Snapchat zu zählen.
Allein in Deutschland hat Facebook etwa 32 Millionen monatliche Nutzer, wobei etwa zehn Millionen davon täglich aktiv sind. Die Nutzer von Facebook sind durchschnittlich 33 Jahre bzw. älter. Besonders beliebt ist Facebook aufgrund seiner Möglichkeiten zur Interaktion, die bisher auf anderen Plattformen noch fehlen. Hierbei entwickelt Facebook auch immer wieder neue Funktionen, um den Kanal für Nutzer und Werbetreibende attraktiv zu gestalten.
Ein besonders interessantes Feature bei Facebook ist sicherlich die Erstellung von Gruppen. Sie können als Arzt selbst eine erstellen oder entsprechenden Gruppen bei Facebook beitreten. In diesen Gruppen befinden sich dann Personen, die in irgendeinem Zusammenhang mit dem jeweiligen Thema der Gruppe stehen oder zumindest Interesse an dem Thema haben.
Nach WhatsApp sowie Facebook kann Instagram inzwischen auch auf mehr als eine Milliarde Nutzer weltweit blicken. Diese Plattform ist vor allem dafür bekannt, Bilder und Videos posten zu können und anderen Menschen damit einen Einblick in den eigenen (beruflichen) Alltag zu geben.
Wussten Sie schon, dass …
- … die Verweildauer auf Instagram bei Nutzern pro Tag zwischen 24 und 32 Minuten, abhängig vom Alter, liegt?
- … 90 Prozent aller Nutzer von Instagram mindestens einem Unternehmen folgen?
- … Anzeigen bei Instagram von zwei Millionen Werbekunden genutzt werden?
Wenn Sie über einen Instagram-Business-Account verfügen, haben Sie automatisch Zugriff auf die integrierten Instagram-Statistiken. Hierdurch erfahren Sie viele Informationen über Ihre Follower und erhalten einen Eindruck, wie Postings und Kampagnen funktionieren. Sie sehen, welche Beiträge am häufigsten angezeigt und welche Videos und Fotos am häufigsten kommentiert wurden.
Twitter ist bereits seit 2006 online und zählt damit zu eine der ältesten Social Media Plattformen. Auf Twitter haben Sie die Möglichkeit, telegrammartige Texte zu verbreiten. Sämtliche Beiträge lassen sich sowohl von Twitter-Nutzern als auch von unangemeldeten Nutzern lesen. Twitter ist zum einen eine Kommunikationsplattform und zum anderen ein soziales Netzwerk für Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen.
Eine große Stärke von Twitter ist die Vernetzung mit Massenmedien, die eine hohe Reichweite besitzen.
Snapchat
Konzipiert war Snapchat eigentlich als reine Messaging-App, die erstmals im Jahr 2011 veröffentlicht wurde. Im Laufe der Jahre entwickelte sie sich jedoch immer mehr zu einem sozialen Netzwerk und einer einfachen Plattform, um Nachrichten schnell zu versenden. Die Besonderheit an Snapchat: Wenn eine Nachricht angesehen wurde, lässt sie sich nicht noch einmal aufrufen. Hierzulande nutzen laut Snapchat inzwischen mehr als elf Millionen Menschen die Plattform, wobei die Zahlen im Trend nach oben zeigen.
Tiktok
Weltweit zählt Tiktok etwa 800 Millionen Nutzer, wobei die Tendenz stark nach oben zeigt. Hierzulande nutzen pro Monat etwa elf Millionen Personen Tiktok. Auf der Plattform lassen sich vor allem Videoschnipsel finden, was insbesondere eine junge Zielgruppe zwischen 16 und 24 Jahren anspricht. Allerdings ist der Anspruch in Sachen Kommunikation und passenden Inhalte recht aufwendig, was sich wahrscheinlich nur von wenigen Arztpraxen erfüllen lässt.
YouTube
Diese Plattform bietet Nutzern die Möglichkeit, Videos zu posten. Die Auswahl reicht dabei von Musikvideos bis hin zu Videotutorials zu den Themen Kochen, Reifenwechsel oder auch zu gesundheitlichen Themen. Die Ansprüche an Videos sind bei der YouTube-Gemeinde in den vergangenen Jahren stark gestiegen. So besitzt beinahe jeder halbwegs professionelle YouTuber ein eigenes kleines Ton- und Videostudio. Die Hürde, um bei YouTube möglichst viele Personen zu erreichen, ist daher entsprechend hoch.
Einige Tipps für den Umgang mit sozialen Medien
Häufig verwenden Nutzer von sozialen Medien nicht nur einen Kanal, sondern folgen gleich mehreren. Daher ist es hilfreich, sich am Anfang für einen Kanal, auf dem sich Ihre Zielgruppe am ehesten befindet, zu entscheiden.
Wie und was möchte ich kommunizieren?
Inhalte mit Mehrwert und Originalität verbreiten sich in der Regel besonders schnell und werden mit steigenden Followerzahlen, Kommentaren sowie Weiterleitungen belohnt.
Realistische Erwartungen bei den Zielen und der Wahl der Plattform haben
Natürlich müssen Sie sich nicht stundenlang grübeln, um interessante Inhalte zu produzieren. Dennoch sollten Sie sich vorab ein paar Gedanken machen. Ideal geeignet ist hierfür ein Plan in schriftlicher Form, an dem Sie sich orientieren können.
Wie viel Engagement möchte ich in den Bereich soziale Medien legen?
Ein gesundes Mittelmaß ist sicherlich die richtige Antwort auf die Frage, wie oft Sie Inhalte in den sozialen Medien teilen sollten. Wenn Sie täglich mehrmals Inhalte posten, können sich Ihre Follower schnell genervt fühlen. Auf der anderen Seite ist eine stiefmütterliche Behandlung Ihrer Social Media Kanäle ebenso kontraproduktiv. Eine gewisse Regelmäßigkeit sowie Kontinuität wird sich am Ende aber sicher auszahlen.
Woher bekomme ich Ideen für Inhalte in sozialen Medien?
Nicht schaden kann dabei ein Blick auf die Konkurrenz, den Lieblingspersonen oder Lieblingsmarken des öffentlichen Lebens. Alternativ können Sie auch eine kleine Umfrage unter Ihren Patienten durchführen. Ihre Zielgruppe wird schließlich am besten wissen, was sie sich wünscht. Vergessen Sie dabei nicht, Ihren Patienten mitzuteilen, dass Sie in den sozialen Medien aktiv sind. Dies kann beispielsweise durch Aufsteller am Empfang, als News auf Ihrer Webseite oder Poster im Wartebereich geschehen.
Fazit: Warum Social Media für Ärzte?
Für Ärzte mit einer eigenen Praxis ist Sichtbarkeit über den eigenen Praxisstandort hinaus sehr wichtig, denn ehe ein Patient den Weg in eine Praxis findet, muss man seine Aufmerksamkeit erregen. Seine Suche beginnt häufig online in sozialen Netzwerken. Mit einem Social Media Angebot legt eine Praxis also den Schwerpunkt auf das Suchen und Finden für neue Patienten, jedoch auch auf die Sicherung vorhandener Stammpatienten. Mit einem gut durchdachten Social Media Marketing macht ein Arzt auf sein Angebot aufmerksam, ist transparent für seine Patienten und kann seine Reichweite und Bekanntheit ungemein erhöhen, was letztlich positive Auswirkungen auf die Patientenzahlen haben wird.
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Quellen: