Ist die Künstliche Intelligenz in der Medizin Fluch oder Segen für die Menschheit?

Gefahren der künstlichen Intelligenz

Heutzutage gibt es Maschinen, die ganze Symphonien komponieren oder einen Menschen im Schach besiegen können. Solche Maschinen faszinieren uns natürlich. Doch neben der Faszination nehmen uns Maschinenhirne bereits heute viel Arbeit ab, beispielsweise virtuelle Assistenzsysteme, Industrieroboter oder robotische Pflegekräfte. Im Bereich der Künstlichen Intelligenz gibt es ständig neue Fortschritte – doch auch Warnungen seitens der Wissenschaft und der Philosophie vor den möglichen Gefahren einer unkontrollierbaren und superintelligenten KI. Mit welchen konkreten Gefahren bzw. Risiken muss sich die Medizin auseinandersetzen, wenn es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz geht? Beispiele und Gedankenspiele hierzu in diesem Artikel.

Verschiedene Formen der Künstlichen Intelligenz

In der heutigen Zeit unterscheiden Forscher zwischen unterschiedlichen Formen und Stufen von Künstlicher Intelligenz. Eine schwache KI ist dabei eine Simulation von intelligentem Verhalten, bei der die Maschine einzelne und konkrete Aufgaben sehr gut ausführen kann. Beispiele hierfür sind individuelle Werbung oder die Spracherkennung.

Unter einer starken Künstlichen Intelligenz hingegen sind Maschinen zu verstehen, die ein Empfindungsvermögen besitzen und zu eigenständigen Handlungen in der Lage sind. Diese KI verfügt über dieselben intellektuellen Fähigkeiten wie ein Mensch oder kann diesen darin sogar übertreffen.

Kann Künstliche Intelligenz heute bereits die menschliche übertreffen?

Sicherlich sind Maschinen inzwischen in der Lage, viele Aufgaben zu übernehmen und menschliche Arbeitskräfte zu entlasten. Allerdings sind die Eigenschaften von Maschine und Mensch häufig sehr verschieden und ihre jeweiligen Stärken komplementär. Maschinen sind in der Lage, sehr schnell und präzise zu rechnen, Muster in Daten zu erkennen oder Informationen logisch zu verarbeiten. Jedoch sind sie im Vergleich zu Menschen weniger robust und noch mangelt es ihnen am sprichwörtlich gesunden Menschenverstand. So sind KI-Systeme häufig sehr spezialisiert auf eine bestimmte Aufgabe, die sie gut beherrschen. Allerdings ist diese Fähigkeit in kein Alltagswissen eingebettet. Möchte man es vereinfacht ausdrücken, dann sind KI-Systeme Experten bzw. Spezialisten auf einem Gebiet, während Menschen Generalisten sind, also unterschiedliche Aufgaben zwar nicht perfekt, aber dennoch zufriedenstellend erfüllen können.

Möglichkeiten der KI in der Medizin
Möglichkeiten der KI in der Medizin

Welche Möglichkeiten bezüglich KI in der Medizin gibt es und welche Gefahren sind zu befürchten?

Die Künstliche Intelligenz kann im Zusammenhang mit Assistenzsystemen die menschlichen Fähigkeiten verbessern und ideal ergänzen, zum Beispiel wenn es um die Expertise eines Arztes bei der Diagnose und der Planung einer geeigneten Therapie geht. Die meisten Tätigkeiten, die für einen Menschen anstrengend bzw. monoton sind, wie beispielsweise im Bereich der industriellen Fertigung, lassen sich sogar vollkommen automatisieren. Hierdurch steigert die KI die Lebensqualität des modernen Menschen deutlich. Auch für die großen Herausforderungen unserer Zeit, zum Beispiel der Klimawandel oder die Bekämpfung von Krankheiten, dürften die Möglichkeiten der KI sehr hilfreich sein. Erste Ansätze im Bereich der medizinischen Diagnostik belegen bereits entsprechende erste Erfolge. So ist Künstliche Intelligenz in der Lage, ermüdungsfrei nahezu beliebig viele Patientendaten zu erfassen und auszuwerten. Ebenso verhält es sich mit Ergebnissen von Untersuchungen oder bildgebenden Verfahren.

Keine Chancen ohne Risiken – auch in Sachen Künstlicher Intelligenz im Bereich der Medizin

So große Vorteile Künstliche Intelligenz in der Medizin bringen mag, so gibt es auch gewisse Risiken bzw. Unsicherheiten, was den Einsatz von KI im medizinischen Sektor betrifft. Eine der größten Sorgen besteht wohl darin, dass Diagnosen oder Daten falsch oder zumindest ungenau ausfallen könnten. Nicht ohne Grund betonen Experten immer wieder, dass man entsprechenden Systemen nicht blind vertrauen dürfe und die finale Entscheidungshoheit stets beim menschlichen Arzt bleiben müsse. Immerhin kann auch die beste Künstliche Intelligenz aktuell nur Fragmente eines Krankheitsbildes beurteilen und nur ein Arzt das Gesamtbild des Patienten erkennen. Den gesamten Kontext zu begreifen, ist aber für eine präzise Diagnosestellung und eine individuelle an den Patienten ausgerichtete Therapie unverzichtbar.

Mögliche Abhängigkeit

Künstliche Intelligenz sieht man bis heute als ergänzende Technologie, mit der sich einzelne menschliche Fähigkeiten verbessern lassen. Mit einer zunehmenden Nutzung droht jedoch ein Abhängigkeitsverhältnis zu entstehen. Wenn sich Menschen immer mehr auf die Hilfe von Künstlicher Intelligenz für bestimmte Aufgaben verlassen, verlieren sie unter Umständen immer mehr die Fähigkeit dazu, die jeweiligen Aufgaben selbst auszuführen. Dadurch wären sie dann zunehmend an die Unterstützung von Künstlicher Intelligenz gebunden und davon abhängig.

Unvorstellbares Szenario einer dem Menschen überlegenen KI?

Natürlich wirft Künstliche Intelligenz auch ethische Fragestellungen auf. Kann es unter Umständen möglich sein, dass Künstliche Intelligenz den Menschen irgendwann überlegen sein könnte? Ist der Gedanke abwegig, dass eine Künstliche Intelligenz in der Zukunft über Leben und Tod eines Menschen entscheiden darf? Fragen wie diese müssen im Zusammenhang mit den möglichen Gefahren Künstlicher Intelligenz in der Medizin erlaubt sein und angesprochen werden dürfen.

Ist eine KI wirklich frei von Vorurteilen?

Immer wieder hört man von kritischen Stimmen, dass bestehende Vorurteile in Sachen ethnischer Abstammung oder Geschlecht die Daten, mit denen die Künstliche Intelligenz gefüttert wird, verzerren oder beeinflussen können. Auf diese Weise könnten entsprechende Systeme Krebserkrankungen übersehen oder aber falsch positive Ergebnisse liefern. Wenn beispielsweise ein Algorithmus zur Beurteilung der Früherkennung von schwarzem Hautkrebs lediglich auf Grundlage der Daten von hellhäutigen Personen trainiert wurde, kann dies Personen mit dunkler Hautfarbe benachteiligen. Eine KI kann also nur so vorurteilsfrei arbeiten wie die Personen, welche die Künstliche Intelligenz mit entsprechenden Daten gefüttert haben.

Eine Frage der Verantwortung
Eine Frage der Verantwortung

Eine Frage der Verantwortung

Übernimmt autonome Künstliche Intelligenz immer mehr Aufgaben, muss man sich auch mit der Frage beschäftigen, wer am Ende bei Pannen oder Unfällen die Verantwortung trägt. Sind es die Entwickler der Künstlichen Intelligenz oder sind es die Mitarbeiter, welche die Künstliche Intelligenz kontrollieren? Bislang kommen KI-Systeme häufig lediglich in einer unterstützenden Rolle zum Einsatz. Sie können Ärzte beispielsweise nicht ersetzen, sondern diese bei der Diagnose unterstützen. Hierbei behält der Mensch also stets noch das Schlusswort und trägt damit auch die finale Verantwortung. Wenn Künstliche Intelligenz jedoch immer autonomer agiert, dann wird es immer schwieriger, die Frage nach der finalen Verantwortung befriedigend zu klären.

Sorge vor einem Kontrollverlust

Wird Künstliche Intelligenz in allen möglichen Aspekten des Lebens eingesetzt, sehen manche Experten die Gefahr eines Kontrollverlustes für den Menschen. Solche Systeme sind für die meisten Menschen nur schwer zu verstehen und häufig haben sie keinen Einfluss darüber, wie sie funktionieren und in welchen Bereichen sie zum Einsatz kommen. Wenn sich Menschen dann unbedacht oder blind auf solche Systeme verlassen, besteht die Gefahr, die Entscheidungsfreiheit und Unabhängigkeit zu verlieren.

Missbrauch von Daten

In der Regel benötigen KI-Systeme zahlreiche Daten, um die jeweiligen Aufgaben korrekt ausführen zu können. Um diese Daten nutzen zu können, muss der Mensch die Nutzung der Daten natürlich zulassen.

Insbesondere im medizinischen Bereich geht es um sensible Daten, die nicht in die Hände von unbefugten Dritten gelangen dürfen. Nun sind Maschinen generell anfällig für technische Manipulationen von außen. Aus Gründen der Datensicherheit muss daher sichergestellt werden, dass sich niemand Unbefugtes Zugang zu medizinischen Daten über Patienten verschaffen darf. Hierbei ist dann wieder eine Art „Wettrüsten“ zwischen kriminellen Hackern und Entwicklern von Künstlicher Intelligenz zu erwarten, wie es beispielsweise auch seit Jahrzehnten im Internet zu beobachten ist.

Fazit: Künstliche Intelligenz ist zweifelsohne eine mächtige Möglichkeit, um das Leben der Menschen in vielerlei Hinsicht besser zu gestalten. Man denke in diesem Zusammenhang nur an Assistenzroboter im medizinischen und pflegerischen Bereich. Dennoch gibt es auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz keine Chancen ohne Risiken. Von Seiten der Politik und des Staates im Allgemeinen ist sicherzustellen, dass wichtige ethische Fragen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz regelmäßig beantwortet werden. Zudem ist sicherzustellen, dass Künstliche Intelligenz auf keinen Fall missbräuchlich eingesetzt wird – vor allem nicht im medizinischen Sektor. Wenn diese beiden Faktoren Berücksichtigung finden, dann wird Künstliche Intelligenz auch in der Zukunft mehr Segen als Fluch für die Menschheit bedeuten.

 

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Quellen:

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