Kann unser aktuelles Gesundheitssystem überleben?

Aktuelles Gesundheitssystem am Ende

Nicht nur aktuell, sondern auch in den vergangenen Jahren stand das Gesundheitssystem immer wieder in der öffentlichen Diskussion. Zu veraltet sei es, ineffizient und ziele an den Bedürfnissen der Patienten vorbei. Dies sind nur einige Vorwürfe, die sich die Verantwortungsträger anhören mussten. Doch wie sollte eine ideale Gesundheitsversorgung aussehen und steht unser aktuelles Gesundheitssystem vor dem Ende?

Gesundheitsversorgung sollte den Menschen in den Fokus stellen

Eine optimale Gesundheitsversorgung orientiert sich an den Bedürfnissen der Patienten und nicht an strukturellen Rahmenbedingungen und Ländergrenzen. Jeder, der sich bereits einmal in der Rolle eines Patienten befunden hat, weiß, dass diese Situation alles andere als angenehm ist. Man fühlt sich geschwächt und ist auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. Ärzte und anderes medizinisches Personal vermitteln im besten Fall nicht nur Medikamente zur Heilung, sondern auch Verständnis und Menschlichkeit. Vertrauen ist also ein wichtiger Faktor im Verhältnis zwischen Arzt und Patient, doch bleibt für eine Vertrauensbildung, die ausführliche Fragen seitens des Patienten und längere Gespräche zwischen Arzt und Patient voraussetzt, im medizinischen Alltag häufig keine Zeit.

Wie optimiert die Digitalisierung die Patientenreise?

Ein fehlender Fokus auf den Patienten sowie ineffiziente Prozesse innerhalb des Gesundheitssystems haben zur Folge, dass eine solche Vertrauensbildung eben nicht funktioniert. Sicherlich ist dies ein echtes Defizit innerhalb des Systems, denn hierdurch lassen sich Patienten nur unzureichend auf ihrer Patientenreise begleiten. Besserung verspricht eine digitale Abbildung dieser Reise, die nach Möglichkeit lückenlos gestaltet ist. Patienten lassen sich dann bereits ab der ersten Untersuchung virtuell führen, ehe sie also überhaupt ein Krankenhaus betreten. Dies beinhaltet auch eine vorselektierte Auswahl an Ärzten sowie detaillierte Behandlungsinformationen und nicht zuletzt auch direkte Fragen an den Patienten seitens geschulter Mitarbeiter.

Patientenreise
Patientenreise

Zielgerichtete Behandlungen zum Wohle des Patienten auch im Ausland?

Einem Patienten sollte stets die für ihn bestmögliche Versorgung zuteilwerden. Dies kann auch beinhalten, Behandlungen über die Landesgrenzen hinaus anzubieten. Im Idealfall lässt sich der Patient dort behandeln, wo für ihn sämtliche Parameter passen, also Wartezeit, Kosten und die Qualität der Versorgung. Sollte dies in Deutschland in einem speziellen Fall nicht möglich sein, dann sollte die Behandlung eben im Ausland stattfinden können. Eine ideale Gesundheitsversorgung orientiert sich nicht an den Grenzen innerhalb des systembedingten Korsetts, sondern wählt sämtliche zur Verfügung stehenden Mittel und Wege, um am Ende gesunde und zufriedene Patienten zu erhalten.

Wie sieht es mit der Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland aus?

Selbst unter Kassenpatienten ist eine Zwei-Klassen-Medizin zu beobachten. In Deutschland sind wir natürlich in der glücklichen Situation, eine sehr gute Grundversorgung in Anspruch nehmen zu dürfen. Unabhängig davon ist jedoch der Trend zu beobachten, dass immer mehr der Geldbeutel des Patienten darüber entscheidet, wie und ob überhaupt Eingriffe durchgeführt werden oder nicht – auch im Bereich der Kassenpatienten. In einer wohlhabenden Gesellschaft wie der unseren darf dies jedoch nicht die Regel werden.

Start-ups liefern Impulse
Start-ups liefern Impulse

Können Start-ups das aktuelle Gesundheitssystem retten?

Immer mehr Start-ups haben sich zum Ziel gesetzt, die Gesundheitsversorgung hierzulande digitaler und damit partizipativer zu gestalten. Dies ist ein Hoffnungsschimmer am Horizont für das deutsche Gesundheitssystem, das sich aller Wahrscheinlichkeit nicht von selbst in ausreichendem Maße modernisieren und innovieren kann. Start-ups können Impulse von außen setzen und neue Denkanstöße liefern. Mithilfe von gezielten Nadelstichen kann es möglich sein, etablierten Institutionen und Unternehmen im gesundheitlichen Bereich einen Schubs in die richtige Richtung zu geben. Natürlich ist dies aber keine Sache, die über Nacht geschehen kann, sondern ein jahrelanger Prozess.

Die Politik ist in der Verantwortung, Start-ups adäquat zu fördern

Damit Start-ups das Gesundheitssystem positiv beeinflussen können, braucht es jedoch entsprechende Förderung seitens der Politik. Ohne Zweifel ist das Potenzial im Start-up-Ökosystem gigantisch und noch lange nicht ausgeschöpft. Nehmen wir als Beispiel das Thema Diversität, bei dem es großen Nachholbedarf gibt. Aktuell laufen Start-ups Gefahr, bereits zu scheitern, weil bestimmten Gruppen wie Menschen mit Migrationshintergrund oder Frauen die richtigen Beziehungen und Kontakte fehlen. Eine Möglichkeit, um in diesem Zusammenhang positive Veränderung zu schaffen, ist eine stärkere Einbindung von privaten und institutionellen Investoren. Sollten wir Innovationen nicht gezielt fördern, auch und insbesondere finanziell, ist der gute Stand im gesundheitlichen Sektor, den Deutschland noch innehat, mehr und mehr in Gefahr.

Fazit: Nach wie vor sind wir in der privilegierten Situation, eine sehr gute Gesundheitsversorgung in Deutschland zu haben. Darauf sollten wir uns jedoch nicht ausruhen. Es braucht Innovationen und finanzielle Förderungen insbesondere in Start-ups, um den qualitativen Standard zu halten bzw. bereit für die Zukunft zu machen. Deutschland sollte in Sachen Digitalisierung nicht länger hinterherhinken und lediglich versuchen, bereits seit Jahren existierende digitale Löcher zu stopfen, sondern mutig nach vorne sehen und vorausdenken. In diesem Zusammenhang ist auch die Politik gefordert, um Innovationen voranzutreiben und ihnen den Weg in die Zukunft zu ebnen. Am Ende werden Patienten davon profitieren und damit letztlich jeder Einzelne von uns.

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Quelle: Handelsblatt Journal – NOVEMBER 2021 | WWW.HANDELSBLATT-JOURNAL.DE

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