Zukunftsmedizin im Leistungssport aus Sicht eines Tennisspielers
Er machte die umgedrehte Baseballkappe zu seinem Markenzeichen und wurde zur Identifikationsfigur einer ganzen Tennisgeneration. Auch heute noch zeigt er seinen Schülern auf dem Tennisplatz wo es langgeht.
Talentierter deutscher Tennisspieler
Marc-Kevin Goellner war sicher einer der talentiertesten Spieler, die das deutsche Tennis je hervorbrachte. Er schlug Spieler wie Ivan Lendl und Stefan Edberg. Heute betreibt er in Köln mit seiner Frau Syna Goellner – Schreiber eine Tennisakademie und kümmert sich besonders um junge Talente auf dem Weg in die Weltrangliste.
Ich durfte eine Woche an einem seiner beliebten Tenniscamps teilnehmen und lernte ihn nicht nur als geduldigen Trainer sondern auch einen besonnenden und gesundheitsbewussten Menschen kennen, Grund genug, mit ihm über die Vision eines ehemaligen Spitzensportlers von der Medizin der Zukunft zu sprechen.
Interview mit Marc-Kevin Goellner
Marc, deiner aktiven Zeit warst Du darauf angewiesen stets topfit zu sein. Wie oft hast du denn da einen Arzt gesehen? Oh, ja ich habe andauernd Ärzte konsultiert. Manchmal täglich mehrfach aber in der Regel mindestens zweimal die Woche. Der Arzt war genauso wichtig wie mein Trainer.
War das ausschließlich zur Behandlung von Verletzungen oder auch zur Gesunderhaltung?
Beides. Ich habe ihn auch wegen Ernährung gefragt oder wie ich unter besonderer Belastung trainieren soll, um Verletzungen zu vermeiden.
Was nervt dich am meisten, wenn du heute zum Arzt gehst?
Am Arztbesuch hasse ich am meisten die Wartezeiten. Dabei zähle ich mich noch zu den Privilegierten, die schnell mal den Arzt ihres Vertrauens anrufen können und dann auch gleich einen Termin bekomme. Das ist häufig schon bei meiner Frau als Kassenpatientin anders. Die muss dann wochenlang auf einen Termin warten und nimmt sich dann noch viel Lesestoff fürs Wartezimmer mit.
Wenn du dann beim Arzt sitzt wie läuft dann für dich typischerweise der Besuch ab?
Beim Orthopäden, da bin ich immer noch besonders häufig, wird nicht lange gefackelt. Da wird sofort ein bildgebendes Verfahren, wie Ultraschall gemacht, damit eine schwerwiegende Ruptur oder gar eine Knochenverletzung ausgeschlossen werden kann. Wenn mich ein Arzt dann noch schnell zum MRT schicken will, frage ich immer erst einmal nach. Aus meiner Sicht ist man heutzutage ein bisschen sorglos mit teuren diagnostischen Verfahren.
Ich bin aber auch ein bisschen ungeduldig. Ich will dann schnell eine Diagnose und sofort mit der Therapie beginnen. Schließlich ist meine körperliche Gesundheit auch heute noch mein Kapital. Als Trainer kann ich allerdings zur Not auch noch auf Krücken meine Schüler über den Tennisplatz scheuchen. (grinst)
Wie groß ist Dein Vertrauen, dass immer die richtige Diagnose gestellt wird?
In der Regel fangen die Ärzte immer bei Adam und Eva an, weil sie sich gegen Fehldiagnosen absichern möchten. Das merke ich besonders, wenn ich Jemanden zum ersten Mal konsultiere. Beim Arzt meines Vertrauens, habe ich das Gefühl, dass er mich so gut kennt, dass er mir auch schon mal telefonisch den richtigen Rat gibt, wenn es drängt.
Welcher Diagnose würdest du mehr trauen. Der Diagnose von einem Arzt oder der Diagnose von einer Maschine?
Ich glaube, dass die Maschine in der Medizin weniger Fehler machen würde. Das Ergebnis hätte ich aber weiterhin von einem Arzt mitgeteilt.
Warum? Eine Maschine könnte Dir doch sicher sehr ausführlich mitteilen, wie es um Deine Gesundheit bestellt ist. Ich bin irgendwie ein Beziehungsmensch. Ich möchte gerne meinem Gegenüber in die Augen schauen und fühle mich wohler, wenn ich über die weitere Therapie dann mit einem Menschen sprechen kann.
Welche Vision von der Medizin in 10 Jahren hast Du?
Ich hätte gerne, dass es so ist wie beim Flughafen. Man geht durch so einen Scanner und dann sind alle Probleme, die man hat, sofort aufgelistet. Dann kann man direkt und ohne lange Wartezeiten mit der Therapie beginnen.
Wenn du wüsstest, dass es das heute schon geben würde. Wie weit würdest du dafür reisen?
Ganz schön weit. Sogar bis nach Düsseldorf (lacht).
Also hältst Du den persönlichen Arztkontakt auch in Zukunft für unerlässlich?
Aus meiner Sicht wäre eine Mischung ideal. Der Arzt soll immer im Hintergrund dabei sein aber die vielen digitalen Hilfsmittel nutzen.
Ich fände es super wenn ich mit meinem Smartphone meine Beschwerden scannen kann und das Smartphone sofort erkennt, an welchen Arzt es die Bilder schicken soll. Der ruft mich dann an und sagt mir, mir was ich tun soll. Spart Zeit und ist bequem
Du siehst sehr fit aus. Was tust du für die Erhaltung Deiner Gesundheit?
Ich stehe ja jeden Tag auf dem Tennisplatz aber zusätzlich mache ich täglich eine weitere Einheit für mich. Ich gehe ins Fitnessstudio und mache ganz leichtes Krafttraining ohne hohe Gewichte oder ich jogge.
Außerdem habe ich angefangen extrem viel Wasser zu trinken und probiere meinen Zucker zu reduzieren. Das gelingt mir nicht immer, weil ich schon gerne mal nasche. Auf Rauchen und Alkohol verzichte ich nahezu komplett. Wenn ich dann mal in Gesellschaft ein Gläschen trinke, werde ich sehr schnell sehr lustig und dann müde.
Gehst Du regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen?
Natürlich. Ich bin ein echter Gesundheitsjunkie. Allerdings versuche ich auf regelmäßige Medikamenteneinnahme zu verzichten. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Naturheilkunde gemacht.
Welche Aufgaben hat der Arzt für Dich heute?
Wenn ich verletzt oder krank bin, soll er mich natürlich gesund wieder gesund machen. Aber ich bin der Meinung, die beste Medizin ist die Vorsorge. Deshalb sehe ich den Arzt auch als Gesundheitsberater.
Was hältst du von Sensoren am Körper, um bestimmte Parameter kontinuierlich zu messen?
Es würde mich schon nerven, ständig etwas am Körper zu tragen. Wenn mich allerdings jemand davon überzeugt, dass bestimmte Messwerte wichtig zur Gesunderhaltung sind, dann würde ich es machen.
Welche Werte guckst du schon bei dir regelmäßig an?
Den Puls. Ich bin dann immer ganz zufrieden, wenn ich einen Ruhepuls von etwa 40 messe. Dann weiß ich, dass meine Fitness noch ganz o.k. ist. Datenschutz ist im Zusammenhang mit Zukunftsmedizin ein großes Thema.
Hast Du in der Medizin Sorge um Deine persönlichen Daten?
Ich hätte ein großes Problem damit, meine Pulswerte in der „Gala“ zu finden. Wenn die Datenweitergabe meiner Gesunderhaltung dient, wäre das für mich in Ordnung.
Wie würde es auf Dich wirken, wenn Deine Krankenkasse Deinen Beitrag danach bemessen würde, dass Du Dich gesundheitsfördernd verhältst?
Herrlich, dann würde auch finanziell belohnt, dass ich so gesund lebe. Im Ernst. Das ist ein komplexes Thema. Durch meine Vergangenheit als Leistungssportler bin ich vermutlich auch anfälliger für Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Wenn man also Möglichkeiten fände, ohne große Ungerechtigkeiten die Menschen durch niedrige Beiträge zu belohnen, die gesund leben, fände ich das gut.
Informierst Du Dich schon im Internet über deine Beschwerden bevor du zum Arzt gehst?
Ja, also genau genommen macht das meine Frau für mich. Ich nehme diese Infos dann mit aber im Prinzip gehe ich sehr gerne unvoreingenommen zum Arzt.
Möchtest du an der Therapieentscheidung beteiligt werden?
Der Arzt soll die Therapie entscheiden und auch die Verantwortung dafür übernehmen. Ich möchte schon, dass er mir genau erklärt, was er warum macht und wie der Heilungsprozess voraussichtlich verlaufen wird.
Haben sich deine Ärzte schon auf die Zukunft der Medizin eingestellt?
Vor ein paar Monaten ist mir die Plantarsehne und am Fuß gerissen und ich war erstaunt, dass es Bilder von meinem Fuß aus dem Jahr 2016 gab, die exakt in den gleichen Ebenen waren, so dass man die Veränderungen wirklich unmittelbar vergleichen konnte. Das hat Zeit gespart und mir ein richtig gutes Gefühl gegeben.
In der Beziehung hat sich schon eine Menge getan. Ich denke, in der gesamten Praxisorganisation und der Verwendung von digitalen Hilfsmitteln, wie Telemedizin und Übertragung von Befunden von einem Arzt zum anderen, könnte sich durchaus noch etwas bewegen.
Vielen Dank für dieses ausführliche Interview.
Für heute gibt es wieder eine Whats Next Frage an alle Ärzte und Patienten:
Denken Sie, wie Marc-Kevin Goellner, dass der Arzt die Verantwortung für die Therapie übernehmen soll?
Ich bin gespannt auf Ihre Meinung!
Herzlichst Ihr Gerd Wirtz
www.facebook.com/Dr.Gerd.Wirtz
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